Böse Tiere gibt es zwar im Biogarten an sich nicht, denn alle haben ihren Platz in den Nahrungsketten und Kreisläufen. Dennoch gibt es manche Tiergruppen, die man als Gärtner nicht unbedingt toll findet: Schnecken, Blattläuse und Co. Die gängigsten und besten biologischen Methoden sie zu dezimieren, kosten aber entweder Zeit (absammeln, abwischen etc.) oder Geld (Schneckenzaun).
Da ist es schlauer, sich von Nützlingen helfen zu lassen. Damit diese im eigenen Garten fleißig ihrem Lebenswerk nachgehen, hilft es schon, wenn man sie erkennt und nicht aus Unkenntnis beseitigt. Äußerlich sind viele Nützlinge nämlich besonders im Larvenstadium nicht gerade eine Augenweide.
Marienkäfer und ihre Larven vertilgen Blattläuse und Milben
Aus den gelb glänzenden Eiern des Marienkäfers schlüpfen je nach Art verschieden aussehende, meist aber schwarze Larven mit gelbem oder orangerotem Muster. Auf dem eher platten Körper sitzen Warzen, aus denen Borsten entspringen. Sie erinnern ein bisschen an kleine Springspinnen, haben jedoch nur sechs Beine und keine so ausgeprägten Augen und Mundwerkzeuge.
In Ausnahmefällen, wie dem Zweiundzwanzigpunkt-Marienkäfer, können die Larven auch gelb mit schwarzem Muster sein. Die Larven häuten sich, während sie wachsen und dabei je bis zu 3000 Blattläuse und Spinnmilben fressen. Die erste Generation schlüpft im Mai aus den Eiern, die zweite im Juli/August, dann sind sie häufig im Garten zu entdecken. Das Verpuppen dauert beim Marienkäfer nur eine gute Woche, während der er aber nichts frisst. Die erwachsenen Käfer verspeisen ebenfalls Läuse, Milben, Fransenflügler und Blattwespenlarven, aber nicht so viele.
Glühwürmchen: Lieblingsspeise Schnecken
Bevor sie zu Stars in lauen Sommernächten avancieren, gehen Glühwürmchen, auch Leuchtkäfer genannt, als Larve auf Schneckenjagd. Sie laufen der Schleimspur der Schnecken, ob mit oder ohne Haus ist egal, hinterher, töten sie mit Giftbissen und fressen sie. Das Larvenstadium dauert beim Glühwürmchen knapp drei Jahre, da kommen schon einige Schnecken zusammen.
Die Puppe und der erwachsene Käfer fressen nichts mehr. Die erwachsenen Männchen und Weibchen von Glühwürmchen unterscheiden sich sehr. Die Männchen sind unscheinbare graubraune Käfer, die Weibchen sind flugunfähig und sehen eher wie ihre Larven aus, wobei der Körper des Weibchens des Kleinen Leuchtkäfers (Lamprohiza splendidula) weiß bis durchsichtig ist, um das Licht der Leuchtorgane an der Körperunterseite durchscheinen zu lassen, um die paarungswilligen fliegenden Männchen anzulocken.
Florfliegenlarven haben Blattläuse zum Fressen gern
Florfliegen (Chrysopidae), auch Goldaugen genannt, sind leicht am zarten Körperbau, den netzartigen, durchscheinenden Flügeln und den langen dünnen Fühlern zu erkennen. Sie ernähren sich von Nektar, Pollen und Honigtau. Ab Mai legen die Weibchen ihre Eier zum Schutz vor Räubern mit flexiblen Fäden an Blatt- und Astunterseiten ab.
Die Larven machen sofort nach dem Schlupf Jagd auf Milben, Flöhe und Blattläuse. Man nennt sie deshalb auch Blattlauslöwen. In den ein bis drei Wochen ihrer Entwicklung bis zum Verpuppen können sie ganz schön viele Läuse verputzen, deshalb werden sie auch kommerziell als Nützlinge gezüchtet und verkauft. Fast alle heimischen Florfliegen überwintern in einem Kokon, nur die Gemeine Florfliege (Chrysoperla carnea) überwintert als erwachsenes Tier.
Sie braucht dafür geschützte Rückzugsorte, wie sie ein naturnaher Garten mit stehen gelassenen Stauden, begrünten Wänden und Wildsträuchern ausreichend bieten kann. Nur nicht zu viel aufräumen im Herbst!
Freunde des Gärtners: Laufkäfer
Die knapp 600 bei uns vorkommenden Laufkäferarten (Carabidae) ernähren sich überwiegend räuberisch und zwar haben hier auch die ausgewachsenen Tiere Appetit auf andere Insekten wie Blattwespenraupen, Asseln, Drahtwürmer, Eulenfalter, Kartoffelkäfer, Pflaumenstecher, kleine Schnecken sowie Schneckeneier, Spanner, Wiesenschnakenlarven.
Weil sie an Pflanzen mit Ausnahme einiger weniger Arten keine Schäden anrichten, darf man sie getrost als Nützlinge betrachten. Die Käfer suchen tagsüber Unterschlupf im Totholz und legen dort auch ihre Eier. Befinden sich im Garten also ein paar verrottende Stämme und Stümpfe, gewinnt man ein paar Helferlein mehr.
Schwebfliegen sind doppelt nützlich
Alle erwachsenen Schwebfliegen ernähren sich von Nektar und Pollen, deshalb sind sie neben den Bienen in unseren Breiten die wichtigste Bestäubergruppe. Sie sind also auch in dieser Hinsicht sehr nützliche Gartenbesucher. Ihre Larven sehen ein bisschen aus wie kleine grüne Räupchen, ernähren sich je nach Art ganz unterschiedlich, manche schlürfen Pflanzensaft, doch circa 100 der mitteleuropäischen Arten sind Blattlausjäger.
Eine Larve kann bis zu 100 Blattläuse pro Tag aussaugen. Nach 10 Tagen verpuppt sie sich und nach wiederum einer Woche Puppenruhe entfaltet die Schwebfliege ihre Flügel zum Schwirrflug in eine neue Generation. Schwebfliegen verkleiden sich gern: Während die Puppe unauffällig wie ein Tropfen am Halm hängt, lenkt das erwachsenen Tier mit seinem auffälligen gelb-schwarzen Stachelträgerkleid davon ab, dass es vollkommen harmlos ist.
Viele gelb blühende Pflanzen und Doldenblütler locken die schwirrenden Helfer in den Garten.
Nützliche Parasiten im Garten: Schlupfwespen
Des einen Freud, des anderen Leid: Schlupfwespen stechen andere Insekten an und legen mithilfe eines Legebohrers ihre Eier in deren Körpern ab. Nach dem Schlupf der Larven fressen diese das Lebewesen von innen aus und verpuppen sich schließlich auch darin, ähnlich wie im Film „Aliens“. Die meisten Schlupfwespen sind mit durchschnittlich 1 cm Körperlänge viel kleiner als die Riesen-Schlupfwespe (Dolichomitus imperator) im Bild.
Am bekanntesten und kommerziell erfolgreichsten ist wohl Encarsia formosa, die man gegen die Weiße Fliege einsetzt. Trichogramma-Arten dagegen halten vor allem schädliche Falter wie Maiszünsler oder Pflaumenwickler in Schach. Ein blühender Garten zieht erwachsene Schlupfwespen an, denn sie nehmen nur Nektar zu sich.
Nützlinge am Umfeld erkennen
Wenn man sich nicht sicher ist, wen man vor sich hat, hilft es, die äußeren Umstände zu berücksichtigen. Puppen von Marienkäfern zum Beispiel sehen dem zweiten Larvenstadium von Kartoffelkäfern wirklich ähnlich. Aber Letztere treiben sich einfach nicht auf Apfelbäumen oder Johannisbeersträuchern herum, weil es für sie als Kartoffellaubgourmets da rein gar nichts zu holen gibt. Marienkäfer und ihre Larven dagegen sind überall, wo es Läuse gibt. Ein Tier, das nach Kartoffelkäferlarve aussieht und auf einer Rose sitzt, ist ziemlich sicher eine Marienkäferpuppe.
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