Früher wurden Kastanien gesammelt, um damit zu basteln. Bei Eltern ist das Thema sicherlich immer noch präsent. Andere tragen ein paar braune Kugeln in der Jackentasche umher, weil es sich einfach so gut anfühlt. Aber die gewöhnliche Rosskastanie, häufig auch in deutschen Städten zu finden, hat eine versteckte Superkraft. Da sie zu den Seifenbaumgewächsen gehören, kann man aus ihr relativ einfach Reinigungsmittel selbst herstellen. Ganz wichtig ist aber, dass ihr daran denkt, dass die Rosskastanie giftig ist. Bei den essbaren Maroni handelt es sich um die Edelkastanie.
Rosskastanie: Vielfältige Nutzung für Arznei und Reinigung
Die Rosskastanie ist eine beliebte Arzneipflanze, weil die verschiedenen Inhaltsstoffe wie Aescin, Aesculin und die Gerbstoffe eine Heilwirkung haben. Diese Stoffe helfen bei Hämorrhoiden, Arteriosklerose und Schmerzen verschiedener Art. Aber auch als Reinigungsmittel ist die Kastanie einsetzbar.
Die Grundlage: Kastanienpulver herstellen
Die Grundlage für die folgenden Rezepte ist ein Pulver, dass zu Beginn hergestellt werden sollte. Dafür müssen erst einmal die Kastanien gesammelt und getrocknet werden. Sammelt am besten an einem trockenen Herbsttag und idealerweise nicht direkt am Straßenrand.
Die gesammelten Kastanien nicht in einem Eimer oder Korb liegen lassen, sondern luftig und nebeneinander ausgebreitet lagern. Sobald sie schrumpelig und trocken sind, geht es ans Verarbeiten, um das feine Pulver aus Rosskastaniensamen zu gewinnen. Die getrockneten Früchte dann mit einem Stößel knacke, die Schalen entfernen und die enthaltenen Samen einsammeln. Diese im Anschluss mit einem Messer verkleinern, bevor sie in einem Mixer fein gemahlen werden.
Rezept: Kastanien-Waschmittel
Zutaten:
- 12 g Rosskastanienpulver
- 200 ml Wasser
Anleitung:
Pulver mit Wasser übergießen, gut schütteln oder mixen. Die Lauge über ein Siebtuch abgießen und in die Waschmaschine füllen. Wer in einer einer Gegend mit hartem Wasser lebt, gibt noch 10 ml Apfelessig dazu.
Der kraut&rüben Tipp:
Rosskastanien: Schonend zur Haut und Wäsche: Da die Saponine aus der Rosskastanie mild wirken, werden sie in aller Regel auch von Kindern und Menschen mit sensibler Haut, Allergien und Neurodermitis gut vertragen. Bleiben beim Abwasch kleine Seifenreste auf der nassen Haut, braucht man sich daher keine Sorgen machen.

Rezept: Kastanien-Spülmittel
Zutaten:
- 400 ml Rosskastanien-Waschmittel (siehe oben)
- 80 ml Apfelessig,
- 1 EL Apfelpektin, gestrichen
Zubereitung:
Waschmittel, Apfelessig und Apfelpektin in ein Schraubglas geben und verschließen. Die Mischung schütteln oder mit einem Pürierstab mixen.
Das Spülmittel ist geruchsneutral und eignet sich für das Abspülen von Hand oder für die Geschirrspülmaschine. Für einen Waschgang etwa 300 ml direkt in die Spülmaschine geben.
Rezept: Kastanien-Shampoo
Zutaten:
- 600 ml Rosskastanien-Spülmittel
- 3 EL getrocknete Brennnesselblätter
- 3 g Salz
- 1 ½ EL Apfelpektin
Zubereitung:
Spülmittel herstellen und in ein hohes Rührgefäß geben. Die getrockneten Brennnesselblätter und das Salz dazugeben. Alles mit einem Pürierstab so lange mixen, bis die Blattteile in der Flüssigkeit fein verteilt sind. Alternativ eine ½ Handvoll frische Blätter verwenden. Die Mischung 1 Stunde stehen lassen, dann durch ein Teesieb abfiltern. Das Apfelpektin zugeben, die Flüssigkeit erneut mixen, dann über ein Siebtuch in eine Shampooflasche füllen. Das Shampoo reicht für 3 Anwendungen bei mittellangem Haar. Gekühlt ist das Shampoo 1 Woche haltbar.
Achtung, Verwechslungsgefahr: Rosskastanie ist keine Esskastanie
Zwar tragen beide Bäume den Namen „Kastanie“, aber das war es schon irgendwie mit den Gemeinsamkeiten. Die gewöhnliche Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) und die Esskastanie Edelkastanie (Castanea sativa) sind nicht miteinander verwandt. Essbar sind nur die Früchte der Esskastanie – sie werden z. B. auf Weihnachtsmärkten als heiße Maroni verkauft. Dagegen sind die Früchte der Rosskastanie nicht essbar, für Menschen sind sie sogar giftig.
Die Bäume der Esskastanie sind in Deutschland vor allem in wärmeren Regionen zu finden und die Hüllen der braunen Früchte unterscheiden sich eindeutig:
Rosskastanien sind im Winter ein Festmahl für Waldtiere
Tiere wie Rehe oder Wildschweine lieben die Früchte der Kastanien im Winter. Einige Jäger bitten sogar die Bevölkerung darum, Eicheln und Kastanien zu sammeln gegen ein keines Dankeschön. Ich erinnere mich daran, dass ich damals damit mein Taschengeld aufgebessert habe. Heute sammelt meine Oma aber immer noch und hat mit unserem Jäger im Dorf ausgehandelt, dass sie dafür Wild erhält.
Rosskastanie als natürliches Färbemittel
Früher wurden Rosskastanien auch zum Färben genutzt, z. B. Wolle wurde den Schalen braun gefärbt. Aber auch die Blätter sind dafür geeignet und können – je nach Jahreszeit – unterschiedlicher Ergebnisse bringen: Blätter aus dem Mai ergeben eine rostbeige Farbe, Blätter aus dem August dagegen eine honiggelbe Farbe.
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