Wenn es in der Gerüchteküche brodelt, wird dem Gericht aus Wahrheiten gerne zusätzlich noch das Sahnehäubchen aus Vermutungen verpasst. So auch bei Kräutern, bei denen sich hartnäckig die Behauptung hält, sie seien nicht mehr essbar und sogar giftig, sobald sie blühen. Für einige Kräuter wie Petersilie und Waldmeister trifft diese Aussage zu, viele andere sind mitsamt ihren essbaren Blüten weiterhin genießbar.
Viele Gewürzkräuter sind während der Blüte weiterhin essbar
Während das Gemüse im Frühling noch auf der Fensterbank, im Frühbeet oder im Gewächshaus verweilt, trumpft der Kräutergarten bereits mit einer frischen und aromatischen Vielfalt auf. Im Sommer erscheinen die schönen Blüten von Schnittlauch, Bohnenkraut, Kerbel, Basilikum und all den anderen Kräutern, die mit ihrem Nektar Bienen und anderen Insekten als Nahrungsquelle dienen.
Das Gros an Kräutern ist auch während und nach der Blüte weiterhin verwendbar. Ergänzend dazu können Sie auch ihre essbaren Blüten nutzen, die vielenGerichten eine würzige Note verleihen. Blühende Kräuter büßen allerdings häufig ihren aromatischen Geschmack ein, schließlich stecken sie all ihre Energie in die Blüten- und Samenbildung. Wenn Sie dies verhindern möchten, ernten Sie Ihre Kräuter vor der Blüte.
Diese Kräuter können Sie während und nach der Blüte verwenden
Wenn es Ihnen nicht so viel ausmacht, dass Ihre Gewürzkräuter nicht mehr ganz so intensiv schmecken, dann können Sie bei diesen neun Klassikern weiterhin beherzt zugreifen. Nutzen Sie auch die essbaren Blüten, die nun teils sogar geschmacksintensiver sind als die Blätter.
- Basilikum: Die Blüte des Basilikums schmeckt recht bitter, weshalb sie eher nur zu Dekoration genutzt werden sollte. Die Blätter hingegen können Sie weiterhin ernten.
- Zitronenmelisse: Wenn die Zitronenmelisse blüht, können Sie Blattwerk und Blüten in der Küche nutzen. Oder Sie überlassen sie einfach den Insekten, die sich mit Freude über den Nektar in den kleinen weißen Blüten hermachen.
- Schnittlauch: Hier sind neben den würzigen und leicht scharfen Schnittlauch-Röllchen auch die süß schmeckenden Blüten ein Highlight in der sommerlichen Küche. Wunderschön sind sie obendrein.
- Kerbel: Grundsätzlich weiterhin essbar, aber gerade der Kerbel büßt wegen seiner Blüte wirklich sehr an Geschmack ein, deshalb besser vorher ernten.
- Oregano: So manch ein Fan des Oregano behauptet, dass das Gewürzkraut gerade während der Blüte am intensivsten schmeckt.
- Bärlauch: Die Hauptzeit des Bärlauchs ist vor der Blüte, aber auch danach ist das Wildkraut noch nutzbar, wobei die Qualität etwas auf der Strecke bleibt, denn er wird faserig und der Geschmack bitterer. Vor der Blüte bereiten Bärlauch-Gourmets aus den Blütenknospen Bärlauch-Kapern zu, die als Delikatesse gelten.
- Bohnenkraut: Gerade die Blüten schmecken mit ihrem leicht pfeffrigen Geschmack lecker auf dem Butterbrot. Vor der Blüte geerntet, schmeckt Bohnenkraut recht würzig, danach schwächt sich der Geschmack etwas ab.
- Rosmarin: Die wie Nadeln anmutenden Rosmarin-Blätter verleihen Gemüse- und Fleischgerichten ein würziges und mediterranes Aroma – auch während der Blüte. Die essbaren Blüten des Rosmarins sind ebenso köstlich.
- Thymian: Die üppige Blütenpracht, mit der der Thymian daherkommt, lässt ihn nicht nur als Küchenkraut, sondern ebenso als Zierpflanze erstrahlen. Essbar sind weiterhin die Triebe und Blätter mit den zarten Blütenständen.
Finger weg von blühender Petersilie
Die Dosis macht das Gift – und der Zeitpunkt. Letzteres ist gerade bei der Petersilie zu beachten. Die Meldung, dass Petersilie zur Giftpflanze des Jahres 2023 auserkoren wurde, hat bei vielen Kräuterfreunden Fragezeichen in die Gesichter gerufen.
Dies ist der Grund: Petersilie bildet erst im zweiten Jahr kleine, gelbgrüne Blüten. Die daraus entstehenden Saatkörner enthalten Petersilienöl, dessen Bestandteil der Giftstoff Apiol ist. Während und nach der Blüte steigt der Apiol-Gehalt der gesamten Pflanze an, weshalb dann weder die Saat noch die restlichen Pflanzenteile verzehrt werden sollten.
Bei Waldmeister ist Vorsicht geboten
Der optimale Erntezeitpunkt von Waldmeister ist vor der Blüte. Wenn er blüht, sollten Sie ihn nicht mehr verwenden. Waldmeister enthält Cumarin. Mit Einsetzen der Blüte steigt der Cumarin-Gehalt an. Zu viel Cumarin ist nicht förderlich für die Gesundheit, weshalb Waldmeister grundsätzlich nur in Maßen verzehrt werden sollte. Ein übermäßiger Verzehr kann zu Kopfschmerzen, Übel- und Schläfrigkeit sowie Schwindel führen.
Artikel teilen
Weitere Funktionen