Strahlender Sonnenschein tagsüber und klare Nächte – das könnte gefährlich werden für Gemüse, Obstblüten und die jungen Triebe von Reben und anderen Gehölzen.
Gefrostete Salate, Zwiebeln, Selleriepflanzen oder Kohlrabis tauen zwar wieder auf, schossen aber oft wenige Wochen später. Erfrorene Kartoffeln erholen sich und treiben neu aus, der Frost wirft sie allerdings in ihrer Entwicklung weit zurück.
Pflanzen vor Frost schützen mit BaldrianDie zarten Blüten der Obstbäume erfrieren leicht. Um ihre Widerstandkraft zu erhöhen, besprüht man sie am späten Nachmittag vor einer Frostnacht mit Baldrianblütenextrakt (1 Tropfen auf einen Liter Regenwasser).
Auch schoßgefährdetes Gemüse wie Kohlrabi, Fenchel, Möhren und Rote Rüben, das sich durch Kälte zur Blüte verleiten lässt, kann man mit dem Kräuterextrakt behandeln.
Der kraut&rüben Tipp:
Hören Sie regelmäßig den Wetterbericht und halten Sie Vliese und ggf. auch alte Bettlaken bereit, die Sie abends über Erdbeeren, Obstbäume, Balkonpflanzen und Gemüse breiten können. Tücher und Vliese können Sie mit Wäscheklammern befestigen.

Material, das sich zum Abdecken eignet
- Gartenvliese
- alte Gardinen, leichte Decken, Betttücher und -laken
- Eimer, große Töpfe
- Kartons, Pappen
- mit Stroh gefüllte Kisten
Schuld haben die Eisheiligen: Was steckt hinter dem Wetterphänomen?
Im Laufe des Mais fällt häufig die Temperatur für einige Tage noch einmal rapide ab, bei klarem Himmel gefriert manchmal sogar nachts der Boden. Bei diesem Wetterphänomen namens „die Eisheiligen“ handelt sich um eine sogenannte meteorologische Singularität. Das bedeutet, dass in diesem Zeitraum das Wetter vom glatten Übergang der Jahreszeiten ineinander abweicht – ähnlich, wie wenn es im „Altweibersommer“ Ende September nochmal warm wird.
Die Wetterlage entsteht so: Der Kontinent Europa erwärmt sich im Frühling sehr viel schneller als die umliegenden Meere. Durch den Temperaturunterschied zwischen See- und Landmasse entstehen Tiefdruckgebiete, durch die warme Luft nach Norden wandert und kalte Luft aus Skandinavien und Sibirien nach Mitteleuropa gesaugt wird.
Unter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist umstritten, ob es die Eisheiligen wirklich gibt. Ob und wann die beschriebene Wetterlage im Frühlings auftritt, unterliegt einer neuen Untersuchung zufolge wahrscheinlich dem Zufall. Hier wurden die Aufzeichnungen der hundert Jahre von 1921 bis 2020 untersucht: Nur in 39 Jahren ließ sich ein signifikanter Effekt feststellen, in den anderen 61 Jahren blieb das Phänomen aus.
Wann sind die Eisheiligen?
Die Tage der Eisheiligen kommen dennoch immer wieder. Die auch Eismänner genannten Gestalten sind eine nämlich eine Reihe von frühchristlichen Heiligen beziehungsweise deren Namenstage. Sie alle gehören, wie auch die Heilige Barbara, zu den „Wetterheiligen“.
- 11. Mai: Mamert (Mamertus) war ein Bischof im Gallien des 5. Jahrhunderts. Er soll gegen Dürre und Fieber helfen und ist Schutzpatron der Hirten.
- 12. Mai: Pankraz (Pankratius) starb im 4. Jahrhundert als Märtyrer in Rom.
- 13. Mai: Servaz (Servatius von Tongern) war im 4. Jahrhundert der erste christliche Bischof auf dem Gebiet der heutigen Niederlande und soll der Überlieferung nach mit einem Holzschuh erschlagen worden sein. Zu ihm betet man unter anderem wegen Frostschäden und Rattenplagen.
- 14. Mai: Bonifaz (Bonifatius von Tarsus) starb ebenfalls im 4. Jahrhundert den Märtyrertod.
- 15. Mai: Sophie (Sophia von Rom) erlitt das gleiche Schicksal wie Bonifaz und Pankraz. Zu ihr betet man gegen Spätfröste und für eine reiche Ernte.
In Norden Deutschlands gelten vom 11. bis 13. Mai als frostige Tage, im Süden vom 12. bis 15. Mai. Dieser Unterschied erklärt sich vermutlich damit, dass die Kaltfronten von Norden nach Süden ziehen und dort erst einige Tage später zuschlagen. Erst wenn die kalte Sophie (15. Mai) vorbei ist, geht man in Mitteleuropa von einer stabileren Wetterlage aus.
Landwirtinnen und Landwirte haben ihre jahrhundertelangen Wetterbeobachtungen rund um die Eisheiligen in verschiedenen Bauernregeln zusammengefasst, zum Beispiel dieser:
Pankrazi, Servazi, Bonifazi sind drei frostige Bazi; und zum Schluss fehlt nie die Kalte Sophie.

Die Eisheiligen und der Klimawandel
Es ist dennoch nicht ausgeschlossen, dass auch in der zweiten Monatshälfte ein Kaltluftvorstoß aus Nordeuropa das Nachtfrostrisiko wieder ansteigen lässt. Besonders in höheren Lagen und in Frostsenken kann es noch bis Anfang Juni böse Überraschungen geben. Mit der sogenannten "Schafskälte" um denn 11. Juni tritt eine weiteres altbekanntes Wetterphänomen auf.
Forschende setzen sich mit der Frage auseinander, ob der Klimawandel Einfluss auf die Eisheiligen nimmt. Tatsächlich zeigen Untersuchungen, dass Temperatureinbrüche Mitte oder Ende Mai unabhängig von der globalen Erwärmung auftreten können. Allerdings fallen die Temperaturen dabei immer seltener unter den Gefrierpunkt – somit könnte es mit den „Eis“-Heiligen auf die Dauer vorbei sein.
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