So einige alte Gemüsesorten erleben nun einen zweiten Frühling. Zuckererbsen und Co. sind wieder voll im Trend. Ist das nicht toll?
Zuckererbsen oder Kaiserschoten sind ein leckeres Uraltgemüse aus Großmutters Zeiten. Sie werden wieder vermehrt angebaut und sind selbst in Japan und den USA begehrt.
Die schnellwüchsige Salatrauke (Eruca sativa), Ruca oder Rucola genannt, wurde einst von einem Mitarbeiter einer Saatgutfirma im Gewächshaus der legendären Marie-Luise Kreuter entdeckt, nachdem das uralte Würzkraut viele Jahrzehnte lang in Vergessenheit geraten war. Sein nussig-pikantes Aroma hat inzwischen zahlreiche Liebhaber gefunden. Das Saatgut stammte nicht aus Italien, sondern Bekannte hatten es Marie-Luise Kreuter aus der Türkei mitgebracht.
Der Aufstieg der Rauke
Inzwischen ist dem gelbblühenden Kraut sogar mit Rucola selvatica, der weiß blühenden wilden Rauke (Diplotaxis tenuifolia) aus den Alpen ein Konkurrent erwachsen. Diese Rauke wächst langsamer und schmeckt intensiver als die Salatrauke.
Auch andere dieser ehemals weithin bekannten und verbreiteten, inzwischen aber vergessenen halbwilden Gemüsearten erleben seit einigen Jahren eine Renaissance. Der Bärlauch oder Wilde Knoblauch (Allium ursinum) war bei den Germanen sehr beliebt, er findet aber auch in heutiger Zeit immer mehr Liebhaber. Bärlauch ist in Buchenwäldern heimisch und bevorzugt gleichmäßig feuchte Böden.
Diese Entwicklung ist erfreulich. Es ist dem Wirken von Vereinen wie VEN in Deutschland, Arche Noah in Österreich, Pro Specie Rara im schweizerischen St. Gallen oder den vielen interessierten Saatgutanbietern zu verdanken, dass dem allgemeinen Trend zum Plattmachen und Vereinfachen eine andere Denkweise entgegengesetzt wird.
Sowohl Bauern als auch Gastronomen interessieren sich wieder mehr für Teltower Rübchen, eine schlankbauchige, in der Kultur anspruchslose Mairüben-Sorte aus der Gegend von Berlin, für die sich der Feinschmecker Goethe begeisterte. Auf märkischem Sand gedeiht sie gut, auf ehmboden ist ihr Geschmack allerdings etwas streng.
Fast unübersehbar groß ist das Sortiment der Tomatensorten, die unter Sammlern kursieren. Einige dieser Raritäten sind eine echte Bereicherung, zum Beispiel die Baumtomate De Berao, die erstaunlich widerstandsfähig gegen die gefürchtete Kraut- und Braunfäule ist, oder die zierliche Johannisbeer Tomate mit besonders gutem Aroma.
Geschmackstests mit Verbrauchern haben bewiesen, dass sich einige Sorten wie die tropfenförmige Tear drop, die obstartig süß schmeckende Johannisbeer-Tomate oder die grün gestreifte Green Zebra sehr wohl mit den besten Sorten aus moderner Züchtung messen können.
In sonnigen Jahren und auf Lehmboden ist die ungewöhnliche Green Zebra an fruchtigem Wohlgeschmack kaum zu übertreffen. Sie ist reif, wenn sich an den grünen Früchten ein gelber Schimmer zeigt.
Alte Sorten kaufen
Mehr zur Zierde als zum Essen dient der Erdbeerspinat (Chenopodium capitatum). Diese Pflanze aus den Pyrenäen startete von einem Bauerngarten- Museum aus zu neuer weltweiter Bekanntheit. Sie war früher in den Gärten weit verbreitet und wurde ähnlich wie Spinat als Gemüse zubereitet. Interessant sind die dekorativen leuchtend roten Früchte, die mäßig süß schmecken. Sie eignen sich hervorragend als Tischschmuck.
Je mehr Gärtner die Gemüseschätze aus Großmutters Zeiten anbauen, desto besser. Denn nur wenn eine große Nachfrage nach dem Saatgut besteht, lohnt es sich für die Saatgut-Firmen die Gebühren für den Eintrag in die EU-Sortenliste zu zahlen. Eine Sorte, die sich gut verkauft, bleibt auch erhalten!
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