Der Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) ist ein Vetter der Kirsche und nicht mit dem echten Lorbeer verwandt. Treffender ist deshalb eigentlich die Bezeichnung Lorbeerkirsche, aber Kirschlorbeer hat sich im Volksmund durchgesetzt. Ist man sich bei der Bezeichnung noch einigermaßen einig, könnte die Haltung zum Kirschlorbeer unterschiedlicher nicht sein.
Gerne und viel zitiert wird von Kirschlorbeer-Gegner dabei die Äußerung zur „hochgiftigen, ökologischen Pest“ eines mittlerweile entlassenen NABU-Geschäftsführers auf Landesebene. „Wer Kirschlorbeerhecken pflanzt, begeht ein Verbrechen an der Natur“, heißt es in der Online-Veröffentlichung.
In Gartenforen geraten Befürworter und Gegner regelmäßig aneinander. Gebetsmühlenartig verteidigen Anhänger die Pflanze, mitunter missionarisch belehren die Kritiker ebendiese. Der Kirschlorbeer zählt wie der Sommerflieder zweifelsfrei zu den Arten, die die Gartenwelt polarisieren. Doch was ist er nun: Unwissend geliebt oder unberechtigt gehasst?
Kirschlorbeer ist pflegeleicht und habe viel Insektenbesuch
Vornehmlich bekannt als pflegeleichtes, schnellwachsendes, schnittverträgliches und immergrünes Heckengewächs wird der Kirschlorbeer gerne zusätzlich als insektenfreundliche Pflanze dargestellt, denn Bienen und Hummeln sammeln Nektar und Pollen in seinen weißen, duftenden Blüten, die sich von April bis Mai zeigen. Außerdem besitzt dieses bis zu vier Meter hohe Gewächs extraflorale Nektardrüsen, die als rotbraune Flecken an der Unterseite der Blätter erkennbar sind. Der in den Nektardrüsen produzierte zuckerhaltige Zellsaft dient Bienen ebenfalls als Nahrungsquelle.
Von den im August und September reifenden erbsengroßen Beeren, die lila-schwärzlich leuchten, ernähren sich Amseln und Drosseln. Mit seinen glänzenden, ledrigen Blättern wird Kirschlorbeer gerne als Hecke verwendet, bietet sich aber ebenso als Solitärgehölz an.
Wegen dieser Vorzüge wird der Kirschlorbeer von Baumärkten, Gärtnereien und so manchen Gartenlandschaftsbauern angepriesen – wohl auch ein Grund, weshalb er als „moderne“ Alternative zur verstaubten Thujenhecke Einzug in so viele Gärten gehalten hat und sich so mancher (Neu-)Gärtner pflichtbewusst auf die Schulter klopft, welch‘ sinnvolles Gestrüpp er doch auf seinem Grundstück beheimate – leider aber häufig nur als meterlange Monokultur.
Darum ist Kirschlorbeer im Naturgarten nicht so gern gesehen
Kirschlorbeer lässt sich in zahlreichen Gärten finden. Auch wenn er seit einigen Jahren medial unter Dauerbeschuss steht, verhindert dies trotzdem nicht seine Neupflanzung. Allerdings sollte der Kirschlorbeer nicht die erste und schon gar nicht die vorherrschende Wahl bei der naturnahen Gartengestaltung sein. Es gibt zahlreiche heimische Alternativen wie Weißdorn (Crataegus) und Schlehe (Prunus spinosa) , die einen deutlich höheren ökologischen Wert aufweisen.
Es ist richtig, dass die Blüten des Kirschlorbeers zwischen April und Mai für Hummeln und einige Wildbienenarten ein kleines Nahrungsangebot darstellen, aber auch nur dann, wenn die Pflanze nicht geschnitten wird. Wird einer Lorbeerhecke allerdings Ende Februar ein Formschnitt verpasst, hat die Pflanze gar keine Zeit, neue Knospen zu bilden, blüht nicht und liefert so auch keine Nahrung.
Zwar finden im dichten Wuchs einige Vögel Schutz und größere Arten wie Amseln, Drosseln und Eichelhäher vertilgen auch die Früchte des Kirschlorbeers, für kleinere Singvögel sind sie hingegen wertlos. Mit einer sinnvollen Ergänzung durch vogelfreundliche Sträucher wie Sanddorn (Hippophae) und Kornelkirsche (Cornus mas) kann diese Problematik aber abgemildert werden.
Ein weitaus größerer Kritikpunkt ist die unkontrollierte Ausbreitung des Kirschlorbeers. Die ursprünglich in der Türkei und Kleinasien beheimatete Pflanze wird als invasiver Neophyt eingestuft, das heißt als gebietsfremde Pflanze, die sich mit verschleppten Samen durch Vögel in heimischen Wäldern verbreitet und dort hiesigen Gewächsen den Lebensraum nimmt. Diese Art der Verbreitung ist aber nur schwer zu unterbinden, umso schlimmer ist es, wenn Kirschlorbeerschnitt mit samt Beeren absichtlich in der Natur entsorgt wird – dies zeugt nicht nur von einem faulen Gärtner, sondern ist auch ausdrücklich verboten.
Weitere Kritikpunkte am Kirschlorbeer
Kirschlorbeer kann zur Gefahr für Kinder und Tiere werden. In den Samen und Blättern befinden sich sogenannte cyanogene Glykoside. Aus diesen bildet sich nach dem Zerkauen im Magen giftige Blausäure. Das Fruchtfleisch der Beeren enthält nur wenig Glykoside. Gefährlich wird es für Kinder, wenn sie die Samen der Beeren oder Blätter kauen und herunterschlucken.
steht der Verdacht im Raum, dass Kinder die Samen oder Blätter des Kirschlorbeers versehentlich verschluckt haben, sollte ein Artzt aufgesucht werden. Glücklicherweise kommt es aber nur selten zu ernsthaften Vergiftungen. Weidetieren kann der Kirschlorbeer ebenfalls schaden und hat deshalb auf Pferdekoppeln sowie Schafs- und Kuhweiden nichts verloren.
Artikel teilen
Weitere Funktionen