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Hummeln, die auf Tomaten fliegen

Wer befruchtet Tomaten im Gewächshaus? Ohne Hummeln würden Tomaten nur sehr wenige Früchte ansetzen.

Hummel auf einer Tomatenblüte
Hummeln sind die Hauptbestäuber der Tomaten

In meinen Gärten tummeln sich Honig-, Erd- und andere Wildbienen, unter anderem verschiedene Hummelarten. Doch in den Gewächshäusern glänzten Sie in den letzten Jahren meistens mit Abwesenheit. Nur Honigbienen und kleinere Wildbienen verirren sich dort hinein. Das ist super für die Auberginen, die Paprika und die Chilis, aber bei den Tomaten bleibt die Bestäubung zu größten Teil auf der Strecke. In den letzten Jahren habe ich mich deshalb als Aushilfshummel betätigt und sie mithilfe einer elektrischen Zahnbürste bestäubt. Doch zu dieser Zeit waren es höchstens 8 Pflanzen. Mittlerweile sind es mehr als 40 Tomatenpflanzen, die ich täglich mit der Zahnbürste bearbeiten müsste. Deshalb sorge ich jetzt lieber dafür, dass genug Bestäuber sich für die Gewächshäuser interessieren. 

Anatomie der Tomatenblüte

Tomatenblüten gehören zu den zwittrigen Pflanzen. Jede einzelne Blüte hat eine Narbe und mehrere Pollensäcke. Sobald die Narben befruchtungsfähig sind, können die Blüten die Pollen freisetzen. Dies geschieht im Freiland meist durch den Wind, aber auch durch Insekten. Dabei sind Bienen allerdings kaum von Relevanz, denn der Pollen liegt nicht wie bei vielen anderen Blüten locker verteilt zum Ernten bereit, sondern ruht sicher verwahrt in den röhrenförmigen Staubbeuteln – und zwar so fest, dass er sich nicht einfach herausklopfen lässt. Bienen und Wind schütteln zwar einige Pollenkörner frei, aber an die volle Menge gelangen sie nicht. Das schaffen nur Hummeln.

 

Der Trick der Hummeln

Es bedarf einer ganz bestimmten Technik, damit die Pollenkörner aus ihrer Verpackung rieseln. Nur wenn die Behälter in Eigenschwingung geraten, also mit einer Frequenz von 400 bis 500 Hertz geschüttelt werden, werden die Pollen freigesetzt. Hummeln vibrieren die Pollen heraus. Sie beißen und krallen sich an den Staubgefäßen fest und bringen ihre Flügel in Ruhestellung, indem sie sie am Körper anlegen. Dann starten sie ihren Flugmotor und brummen mit lautem Summen die Pollen frei, ohne ein einziges Mal mit den Flügeln zu schlagen. Nur das leichte Vibrieren der Flügel und das weithin hörbare Summen verraten, dass die Flugmuskulatur auf Hochtouren läuft.

Der kraut&rüben Tipp:

Ob eine Tomatenblüte Hummelbesuch hatte und bestäubt wurde, verrät ein kleiner, bräunlicher Fleck die Stelle, an der sich die Hummel festgebissen hatte.

Zitat

Fliegende Hummeln sausen normalerweise mit einer Flügelschlagfrequenz von etwa 180 Hertz durch die Lüfte und verbrauchen damit deutlich weniger Kraft als beim Pollensammeln an den Tomatenblüten. Als Lohn für ihre Mühe stauben Pollenwolken auf ihren Bauch nieder. Mit Speichel vermengt kneten sie diese zu handlichen Ballen zusammen und transportieren sie in den Taschen an ihren Hinterbeinen als gelbe Kraftpakete nach Hause. Nebenbei bestäuben die Hummeln die Blüten und zwar deutlich effizienter als andere Pollenverbreiter wie Wind, Bienen, Pinsel oder gar batteriebetriebene Bestäubergeräte.

Die Hummel und das Tomatenhaus

Im Gewächshaus summt es allerdings deutlich weniger als draußen im wilden Biogarten. Doch es gibt die Möglichkeit, die flauschigen Helfer in das Gewächshaus zu locken. Dazu können Sie um und im Gewächshaus ein wahres Hummelparadies errichten. Das lässt sich auch wunderbar mit einem Teekräutergarten kombinieren.

Diese Pflanzen mögen Hummeln besonders gern:

  • Lungenkraut
  • Kapuzinerkresse
  • Melisse
  • Katzenminze
  • Pfefferminze
  • Gartensalbei
  • Thymian
  • Lavendel
  • Gundermann
  • Schafgarbe
  • Baldrian
  • Johanniskraut
  • Mädesüß
  • Rote und Weiße Taubnessel

Der kraut&rüben Tipp:

Bieten Sie der Hummelkönigin ab Februar eine Nisthilfe rund um den Gewächshauseingang an, damit sie sich dort niederlässt. Dazu eigenen sich: Totholzhaufen, Steinplatten, Sandhaufen, tote und morsche Baumstämme oder Hummelnistkästen.

Zitat

Wie entsteht ein Balkon auf dem sich Wildbienen wohlfühlen? kraut&rüben Redakteurin Elisabeth Kögel erklärt im Video, mit welchen Wildblumen und Nisthilfen man sich ein Stück wilde Natur auf den Balkon holt. 

Finden sich dennoch nicht genug Hummeln ein, können Sie selbst aushelfen. Alles, was Sie dafür benötigen, ist eine alte elektrische Zahnbürste ohne Bürstenkopf oder eine Stimmgabel. Um Ihre Arbeit als Aushilfshummel zu beginnen, halten Sie die eingeschaltete Zahnbürste oder die angeschlagene Stimmgabel für ein paar Sekunden an den Trieb in der Nähe der Blüte. Das können Sie an mehreren Tagen wiederholen, bis sich Früchte bilden.

Fazit: Tomaten und Hummeln

Tomaten und Hummeln gehören zusammen. Denn sie sorgen für eine deutlich höhere Ernte. Natürlich kann man auch selbst zur Bestäubungshilfe greifen, das macht man auch bei der Tomatenkreuzung, aber bei dieser fällt dieser Vorgang auch nicht bei dutzenden Pflanzen, sondern nur bei einzelnen Exemplaren. Es ist grundsätzlich immer die bessere Wahl, Nützlinge in den Garten zu locken, ganz besonders bei Bienen und Hummeln. Auf Zuchthummeln sollte aber verzichtet werden, bieten Sie den wilden Hummeln besser Nisthilfen und Futter in Form von Pflanzen am und im Gewächshaus an.

Wildbienen und Hummeln brauchen je nach Art auch eine Nistmöglichkeit am Boden.  Warum dass so ist, sehen Sie auf unseren Instagram-Kanal:

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