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Mehrjähriges Gemüse: Selbstversorgen ohne viel Arbeit

Mehrjähriges Gemüse klingt langweilig? Ist es aber nicht! Entdecken Sie kulinarische Genüsse mit neuen pflegeleichten Arten für Ihren Gemüsegarten!

Die Erdbirne schwingt sich flugs in bis zu 2,50 m Höhe auf.
Die Erdbirne schwingt sich flugs in bis zu 2,50 m Höhe auf.

Die meisten Gemüsearten sind einjährig, man muss sie jedes Jahr aufs Neue aussäen und pflanzen. Das ist ganz schön arbeitsaufwendig, wenn man ehrlich ist. Dankbarer sind mehrjährige Gemüse, die jedes Jahr von selbst wieder erscheinen. Dazu zählen bekannte Arten wie Grünspargel, Meerrettich, Topinambur und Knollenziest, aber noch viele weitere, die bisher wenige Gärtner ausprobiert haben. 

Ausdauernde Gemüse entdecken

Seit einigen Jahren erfahren mehrjährige Gemüse allerdings einen Aufschwung, nicht zuletzt wegen der Renaissance nachhaltiger Anbaumethoden wie Permakultur. Ohne Frage haben alle diese eher unbekannten Gemüsearten ihre Vorteile, doch manche haben auch Schattenseiten, denn sie wuchern regelrecht. Sucht man sich die richtigen Arten aus, sind mehrjährige Gemüse sehr robust, also kaum tot zu kriegen.

Sie eignen sich vor allem für Orte, an denen die Vegetationsperiode kurz ist oder viel Konkurrenz herrscht, denn sie treiben aus ihren Überdauerungsorganen (Wurzeln, Knollen) bereits im zeitigen Frühling aus, während anderes Gemüse erst aus Samen keimen muss. 

Mehrjährige Gemüse sind oft sehr wüchsig und zum Teil auch ausbreitungsfreudig, was bedeutet, dass sie entweder viel Platz beanspruchen oder im Zaum gehalten werden müssen. Die beste Methode dafür ist: ausgiebig ernten! Während Rankspinat, Erdbirne und Baumspinat vor allem in die Höhe streben, brauchen Meerkohl und Ewiger Kohl mehr Fläche.

Der kraut&rüben Tipp:

Mehrjähriges Gemüse versorgt Sie jahrelang mit Frischem für die Küche. Alles, was Sie tun müssen: alten Wuchs abräumen und eine ordentliche Schaufel Kompost pro Jahr platzieren.

Zitat

Perma-Veggies: Anderorts täglich auf dem Speiseplan

Was bei uns ungewöhnlich anmutet, ist wo anders ganz normal. In japanischen Supermärkten liegen Sprossen von Funkie und Stauden-Aralie in den Regalen, in China sind Taglilien eine Delikatesse und in der Schweiz und in Spanien Erdmandeln ein alltägliches Lebensmittel. Probieren Sie doch einfach mal ein paar der im Folgenden vorgestellten zwölf Pflanzen aus.

Die Taglilie (Hemerocallis lilioasphodelus):

Die Taglilie ist komplett essbar. Die Blütenknospen können Sie roh snacken, die Stiele, Wurzeln und Blätter als Gemüse zubereiten. Toll zum Füllen sind die Blüten, von denen sich täglich neue öffnen. Entfernen Sie Staubblätter und Griffel, sie haben eine unangenehme Note. Die heimische Staude mag einen sonnigen, frischen, nährstoffreichen Standort.

Die Etagenzwiebel (Allium × proliferum):

Sie liebt es frisch und sonnig, dann bildet sie Brutzwiebeln an den Enden der Schlotten, ganz ohne Blüten und Bestäubung. Sind die Zwiebelchen voll entwickelt, kippt die Schlotte um, die Brutzwiebeln wachsen am Boden an und neue Pflanzen entstehen. Die Zwiebeln wie auch die Schlotten sind sehr fein im Geschmack.

Erdmandeln in einer Leinentüte und einer Holzschale
Erdmandeln sehen nicht sehr lecker aus, aber schmecken sehr gut. Der Geschmack ist nussig und erinnert tatsächlich leicht an frische Mandeln.
Die Erdmandel (Cyperus esculentus var. sativus):

Die Erdmandel, auch Chufas genannt, ist ein Sauergras, das Knöllchen an seinen Rhizomen bildet. Die genannte Varietät wird u. a. in Südeuropa angebaut und gilt in einigen Ländern als invasiver Neophyt. Bei uns verwildert sie (noch) nicht, denn sie benötigt Frostschutz. Ein Anbau im Topf beugt der Ausbreitung vor und bei Kälte lässt sich der Topf frostfrei überwintern.

Der Kaukasische Rankspinat (Hablitzia tamnoides):

Er treibt zuverlässig und früh aus, ist ertragreich und sehr langlebig. Die jungen Triebe und Blätter schmecken roh oder gedünstet. Nach zwei bis drei Jahren Anwachszeit können Sie bereits im März und April üppig ernten. Mit einer Portion Kompost pro Jahr wird die Pflanze bis zu 3 m hoch und gedeiht auch im Halbschatten.

Die Japanische Stauden-Aralie (Aralia cordata):

Sie wird als Udo in Japan als Delikatesse genossen. Man isst die gebleichten und blanchierten Sprosse der Pflanze, die bis zu 3 m hoch werden kann. „Udo“ ist frosthart und ein Kaltkeimer, braucht humosen Boden und eine Schaufel Kompost pro Jahr, sonst nichts. Im Sommer trägt er bis zu 40 cm große weiße Blütendolden.

Ein Stängel des Wildspargels mit offenen und geschlossenen Blüten
Der Wildspargel ist eine Pflanze, deren junge Blütentriebe als Gemüse gegessen werden können, ähnlich wie Spargel.
Der Pyrenäen-Milchstern (Ornithogalum pyrenaicum):

Er wird auch als Wildspargel bezeichnet. Achtung: Die Zwiebeln sind giftig! Geerntet und gegessen werden, wie beim „richtigen“ Spargel, die noch geschlossenen Blütentriebe. Es reicht, die zarten Sprosse drei Minuten mit etwas Knoblauch in Butter anzuschwitzen. Setzen Sie die Zwiebeln im Herbst und ernten Sie nie alle Triebe.

Der Meerkohl (Crambe maritima):

Er wächst unbeerntet zu einer Staude mit blaugrünen, gerüschten Blättern heran, die bis 1 m² Platz beansprucht. Ungebleicht sind die Stängel auch nach dem Kochen etwas zäh. Stülpen Sie daher im Frühjahr ein Tongefäß mit Loch über den Austrieb und ernten Sie beherzt. Danach braucht der trockenheitsverträgliche Tiefwurzler ordentlich Kompost.

Der Baumspinat (Fagopyrum acutatum Syn. F. cymosum):

Er treibt jedes Jahr neu aus und wird innerhalb weniger Wochen 2,50 m hoch. Er braucht wenig Nährstoffe und ist eine späte Insektenweide, bildet allerdings sehr viele Ausläufer. Junge Blätter können Sie laufend ernten und wie Spinat verwenden. Die Art Chenopodium giganteum wird ebenfalls als Baumspinat gehandelt, ist aber nicht mehrjährig.

Die Pflanze der gute Heinrich in einem gemulchten Beet.
Der gute Heinrich wird auch Wilder Spinat genannt und ist eine in vergessene geratene Kulturpflanze, die früher sehr begehrt war.
Der Gute Heinrich (Blitum bonus-henricus):

Früher war er Bestandteil vieler Bauerngärten. Er hat einen mittleren Nährstoffbedarf, braucht aber unbedingt einen gleichmäßig frischen Boden. Dafür gibt er sich auch mit einem Platz im Halbschatten zufrieden. Säen Sie ihn im März im Freiland aus. Es lassen sich alle Teile der Pflanze verwenden, am besten die Blätter, die man wie Spinat zubereitet.

Die Funkie (Hosta montana):

Sie ist bei uns als Zierpflanze für den (Halb-)Schatten beliebt. Dass die austreibenden Sprossen vorzüglich schmecken, ist hierzulande nur Wenigen bekannt – außer unter den Schnecken. In Japan gibt es das dort „Urui“ genannte Gemüse abgepackt im Supermarkt. Ernten Sie, bevor sich die Blätter entfalten und immer nur weniger als die Hälfte der Sprosse.

Der Ewige Kohl (Brassica oleracea var. ramosa):

Er lässt sich nur durch Teilung und Stecklinge vermehren, denn er blüht und fruchtet nicht. Die Blätter kann man das ganze Jahr hindurch ernten und wie Spitzkohl verwenden. Der Ewige Kohl hat mit dem Meerkohl den höchsten Stickstoffbedarf unter den Dauergemüsen, gönnen Sie ihm deshalb eine zweite Schaufel Kompost im Hochsommer.

Die Erdbirne (Apios americana):

Sie ist eine Leguminose, die durchlässigen, frischen Boden liebt und sich als Kletterhilfe alles schnappt, was ihr vor die Ranke kommt. Pflanzen Sie Ende April vorgetriebene Knollen ins Beet. Nach dem zweiten Standjahr ernten Sie die Knollen, nachdem die Staude eingezogen hat und belassen ein paar im Boden. Wie Pellkartoffel gekocht, schmecken sie wie Maroni.

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