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Stearin, Sojawachs oder Bienenwachs: Woraus bestehen nachhaltige Kerzen?

Winterzeit ist und bleibt Kerzenzeit – doch um noch natürlicher zu leben, wollen wir dieses Jahr nachhaltige Kerzen wählen. Was macht diese denn aus?

Nachhaltige Kerzen - eine Kerze in einer Schale auf einem Tisch mit Tannenzweigen und Tannenzapfen
Stearin, Paraffin, Bienenwachs - kaum ein Grundstoff für Kerzen ist wirklich nachhaltig.

Kein Winter ohne Kerzen – vom Adventskranz über die Rauhnächte bis Maria Lichtmess kommen etliche Bräuche der kalten Jahreszeit hierzulande nicht ohne Lichter aus. Außerdem werden durch Kerzen lange, düstere Winterabende gemütlich und behaglich. Leider sind die meisten davon, besonders solche aus dem Möbelhaus oder Supermarkt, weder hochwertig noch umweltverträglich. Worauf können Sie achten, wenn Sie dennoch nachhaltige Kerzen erwerben wollen?

Paraffin-Kerzen sind nicht nachhaltig

Oft verwenden Hersteller verschiedene Bio-Siegel für ihre Kerzen. Deren Kriterien sind aber auf Agrarprodukte abgestimmt und für Kerzen nur bedingt verwendbar. Laut der Verbraucherzentrale Hamburg ist für Konsumentinnen und Konsumenten lediglich der Rohstoff, aus dem die Lichter hergestellt wurden, ein verlässliches Argument für ihre Nachhaltigkeit.

Nachhaltige Kerzen bestehen nicht aus Paraffin. Dieser Stoff ist ein Abfallprodukt der Erdöl-Verarbeitung und ist somit stets an die Gewinnung von fossilen Rohstoffen gebunden. Zwar werden Paraffin-Kerzen von der EU als für Menschen ungefährlich eingestuft, aber der Grundstoff Erdöl ist per se nicht nachhaltig. Erdöl-Raffinerien arbeiten heute außerdem sauberer als noch vor einigen Jahrzehnten. Dadurch fällt regional weniger Paraffin an, stattdessen wird importiert. Obwohl Paraffin erkennbar problematisch ist, besteht noch immer ein Großteil der in Deutschland verkauften Kerzen aus diesem Grundstoff.

Wie nachhaltig sind Stearin-Kerzen?

Paraffin-Kerzen sind trotz steigender Kosten weiterhin am günstigsten. Am zweithäufigsten werden auf dem deutschen Markt Wachslichter aus Stearin verkauft. Stearin kann aus verschiedenen pflanzlichen und tierischen Fetten bestehen – damit liegen ihm nachwachsende Rohstoffe zugrunde. Trotzdem sind Stearin-Kerzen nicht zwangsläufig nachhaltig.

Manchmal wird Stearin aus Schlachtabfällen gewonnen, häufiger ist die Grundlage aber Kokosfett oder Palmöl. Die Nachfrage nach letzterem ist in den letzten Jahrzehnten rasant gestiegen, deshalb benötigen die Ursprungsländer Indonesien und Malaysia immer größere Flächen für den Anbau. Diesen fällt der tropische Regenwald zum Opfer, auf Kosten der gewünschten Nachhaltigkeit.

Viele Kerzen bestehen aus einer Mischung aus Paraffin und Stearin. Paraffin hat einen niedrigen Schmelzpunkt, Stearin macht diese Kerzen daher stabiler. Dafür bröckelt Stearin sehr schnell – ein Paraffin-Anteil sorgt für Ausgleich. Bei einem Paraffin-Gehalt von 10 % oder weniger dürfen die Kerzen als reine Stearin-Kerzen verkauft werden.

Unsere Anleitung für Twisted Candles funktioniert nur mit Paraffin-Kerzen. Wir haben dafür natürlich keine neuen Kerzen besorgt, sondern alte recyclet. 

Sind vegane Kerzen automatisch nachhaltige Kerzen?

Nachhaltige Kerze: Frau hält eine Sojawachs-Kerze in den Händen
Kerzen aus Sojawachs in Gläsern sind ein beliebtes Lifestyle-Produkt.

Das Schlagwort „vegan“ wird gerne als Verkaufsargument für nachhaltige Produkte verwendet. Sowohl Paraffin als auch Stearin auf Palmfett-Basis sind vegan, aber alles andere als umweltfreundlich – wer auf Regionalität achtet, ist mit Stearin-Kerzen aus europäischen Schlachtabfällen besser beraten. Trotzdem können nachhaltige Kerzen auch vegan sein.

Kerzen aus Sojawachs oder Rapsöl

Sojawachs gewinnt man bei hoher Temperatur und unter hohem Druck aus Soja-Öl. Die Soja-Bohnen für das Öl werden zu einem Großteil in den USA angebaut. Kerzen aus Sojawachs tropfen stark, meistens können Sie diese deshalb nur in Gläsern oder als Teelichter erwerben.

Raps wird auch in Europa im großen Stil angebaut und ist durch den kürzeren Transportweg nachhaltiger als Soja. Kerzen aus Rapsöl haben bisher nur einen winzigen Anteil auf dem Markt, aufgrund ihrer Regionalität werden sie aber immer beliebter.

Bienenwachs-Kerzen: nachhaltig, wenn regional

Nachhaltige Kerzen: Gerollte Kerze aus Bienenwachs neben einem Buch
Bienenwachsplatten zu rollen ist die einfachste Art, nachhaltige Kerzen selber zu machen.

Obwohl sie nicht vegan sind, gelten Bienenwachs-Kerzen als am nachhaltigsten. Mit einem Marktanteil unter einem Prozent sind sie eher selten – und außerdem teuer.  Als „Bienenwachs-Kerze“ darf nur ein reines, ungemischtes Naturprodukt verkauft werden. Den deutschen Verbrauch von 2,2 kg Kerzen pro Kopf und Jahr können heimische Imkerinnen und Imker und deren Bienen nicht stemmen. Mit Wachs vom Bio-Imker aus der Nachbarschaft können Sie nachhaltige Kerzen selber gießen.

Viele Bienenhalter brauchen ihr Wachs selbst, deshalb ist der Grundstoff für viele Bienenwachs-Kerzen Importware aus China oder Südamerika. Der lange Transportweg nimmt diesen Kerzen wieder einen Teil ihrer Nachhaltigkeit.

LED-Kerzen: immer wieder verwendbar

Eine weitere Alternative bieten LED-Kerzen, denn diese brennen weder schnell noch langsam, sondern einfach gar nicht nieder. Als Batterien können Sie aufladbare Akkus verwenden. Allerdings sorgen die LEDs nicht immer für die gleiche heimelige Stimmung wie echte Kerzen.

Nachhaltige Kerzen: Gibt es eine Deklarationspflicht?

Hersteller sind nicht dazu verpflichtet, alle Inhaltsstoffe ihrer Kerzen anzugeben. Werden allerdings hochwertige Inhaltsstoffe eingesetzt, geben die Firmen diese normalerweise an. Da liegt schließlich das Verkaufsargument.

Wer qualitativ hochwertige Kerzen erwerben will, kann auf andere Merkmale setzen als den Rohstoff und die Nachhaltigkeit. Das billigste Produktionsverfahren ist zum Beispiel das Pulverpressverfahren. Bessere Kerzen werden gegossen, die besten werden traditionell handwerklich gezogen; das macht sich am Preis bemerkbar. Diese Kerzen sind auch schwerer und brennen deutlich länger.

Kerzen sorgen für gemütliche Stimmung an kalten Wintertagen, dennoch sind sie heutzutage ein Luxusprodukt. Die nachhaltigste Kerze ist am Ende die, die Sie niemals angezündet haben. Dekorativ ist sie trotzdem – und jedes Jahr wieder verwendbar.

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