Frisch gemähte Wiesen, Lindenblüten, Lavendel, Rosen: Ach, der Sommer riecht gut im Garten. Leider haben so gut wie alle Pflanzendüfte eine kurze Saison. So schön die Abwechslung ist, so schade ist es, wenn die Blütezeit einer Lieblings-Duftpflanze vorbei ist. Aber mit verschiedenen Verfahren lässt sich so mancher Pflanzenduft extrahieren und eine Zeit lang aufbewahren.
Den Pflanzen- und Blütenduft gewinnen
Die Duftstoffe, die man erschnuppert, wenn man an Blüten, Gewürzen oder Blättern riecht, werden als ätherische Öle bezeichnet. Die gängigste und einfachste Methode, ätherische Öle aus Pflanzen zu gewinnen, ist die Wasserdampfdestillation. Dafür erhitzt man Wasser in einem geschlossenen Gefäß, der aufsteigende heiße Wasserdampf durchströmt einen Einsatz voll mit zerkleinertem Pflanzenmaterial und reißt dabei die flüchtigen ätherischen Öle mit.
Der duftgeschwängerte Dampf wird anschließend abgekühlt und kondensiert. Das Destillat besteht aus viel duftendem Wasser, dem sogenannten Hydrolat, und sehr wenig reinem ätherischem Öl. Um nennenswerte Mengen an ätherischem Öl zu bekommen, benötigt man sehr viel Pflanzenmaterial und eine hochwertige Destille. Pflanzenhydrolat, das weniger ätherisches Öl enthält, aber dennoch gut duftet, lässt sich jedoch ganz einfach mit normalen Haushaltsgeräten herstellen.
Anleitung: Parfüm selber machen:
Streng genommen handelt es sich zwar nicht um Parfüm, sondern um Duftwasser, dessen Aroma schneller verfliegt, aber es lohnt sich trotzdem:
Dieses Material brauchen Sie:
- 1 großer Topf mit passendem Sieb- oder Dampfgareinsatz
- 1 passender Glasdeckel für den Topf
- 1 kleine Schüssel
- mit Eiswürfeln gefüllter Gefrierbeutel
- Pflanzenmaterial
- ein scharfes Messer
So stellen Sie ihr eigenes Parfüm her:
- Schneiden Sie das Pflanzenmaterial sehr klein. Füllen Sie 500 ml Wasser in den Topf und platzieren Sie den Dampfgareinsatz darüber. Stellen Sie anschließend die Schüssel genau in dessen Mitte. Füllen Sie den gesamten Dampfeinsatz rund um die Schüssel mit geschnittenem Pflanzenmaterial auf, je mehr, desto besser.
- Stellen Sie die Herdplatte voll an und legen Sie den Deckel verkehrtherum auf den Topf. Kühlen Sie den Deckel von oben mit dem Eiswürfelbeutel.
- Der aufsteigende Wasserdampf kondensiert oben am kalten Glasdeckel und tropft in die Schüssel.
- Nehmen Sie die Schüssel mit einem Topflappen aus dem Topf und füllen Sie das Hydrolat mithilfe eines Trichters in ein dunkles Glasfläschchen um.
Parfüm selber machen: 5 Tipps für eine gute Ausbeute
Duftintensiv wird das Pflanzenwasser, wenn:
- man die Blüten und Kräuter bei sonnigem Wetter und kurz vor der Vollblüte erntet.
- man die Pflanzenteile fein zerkleinert.
- das Pflanzenmaterial nicht im kochenden Wasser schwimmt, sondern sich in einem Dampfgareinsatz oder Sieb über dem siedenden Wasser befindet.
- man nicht am Pflanzenmaterial spart, dafür lieber weniger Wasser nimmt. Faustregel: 1l Wasser für 1 kg Pflanzenmaterial.
- man nicht zu lange destilliert, denn die flüchtigen Stoffe lösen sich bereits zu Beginn.
Pflanzen-Parfüm verwenden
Das Hydrolat duftet nicht so stark wie die reinen ätherischen Öle, ist gerade deshalb aber für Allergiker oder Kinder sogar besser verträglich. Ein naturreines Hydrolat, dem man keinen Alkohol zusetzt, eignet sich gut zur Herstellung von Kosmetika oder Raum- und Wäschedüften.
Sind essbare Pflanzenteile der Ursprung des Hydrolats, kann man es auch zum Aromatisieren von Essbarem verwenden. Weil Pflanzenhydrolat ziemlich schnell verdirbt, sollte man es kühl und dunkel aufbewahren (bis zu 14 Tage) und bald verbrauchen oder verarbeiten. Neben dem Duft lassen sich auch Wirkstoffe hydrolisieren. Mit Lavendelwasser beduftete Bettwäsche soll zum Beispiel beim Einschlafen helfen.
Mazerate selber herstellen: Blüten-Parfüm in Öl
Leider geben nicht alle Pflanzen ihren Duft bei der Wasserdampfdestillation her. Maiglöckchen (Convallaria majalis) oder Duft-Veilchen (Viola odorata) behalten ihren Duft dabei zum Beispiel hartnäckig für sich. Das liegt daran, dass manche chemischen Stoffgruppen, die für uns gut riechen, sich viel besser in Fett lösen oder in Alkohol.
Bei einer Mazeration badet man daher die duftenden Pflanzenteile z. B. in einem Teesieb einige Tage in kaltem Pflanzenöl. Damit der Duft nicht von dem des Öls überlagert wird, verwendet man neutrale Öle wie Maiskeimöl, Jojobaöl, Sonnenblumenöl oder Mandelöl. Nach ein paar Tagen ersetzt man Blüten oder Blätter durch frisches Material und wiederholt alles ein paar Mal.
Artikel teilen
Weitere Funktionen