In den letzten Jahren ist das Prinzip des „Regrowings“ immer bekannter geworden. Das englische Wort bedeutet so viel wie „nachwachsen lassen“. Statt Gemüsereste also wegzuwerfen, werden diese aufgehoben, in Wasser gestellt, in Erde gepflanzt und kurze Zeit später bilden sich wieder neue Früchte. Wer ein bisschen Gartenerfahrung hat, der wird vielleicht schon mal was von Stecklingsvermehrung gehört haben – und genau dieses Prinzip kommt hier zum Einsatz.
Regrowing: Ein zweites Leben für Gemüsereste
Genauso wie Microgreens ist Regrowing für alle spannend, die keinen großen Garten oder Balkon zur Verfügung haben und dennoch ein bisschen frisches Gemüse haben wollen. Zum Nachziehen braucht man nicht viel: Vom Platz her reicht das Fensterbrett schon aus und ein paar Gläser und Pflanzgefäße sind dort schnell aufgestellt.
Dieses Gemüse eignet sich für Regrowing
Manche Gemüsesorten sind besser geeignet als andere. Bei Salat, wo die Salatherzen intakt sind, bilden sich neue Blätter. Bei Karotten und anderem Knollengemüse wächst das Grün nach. Neue Knollen bilden sich aber nicht. Kein Problem, oder? Das Grün ergänzt optimal den Salat oder einen grünen Smoothie. Regrowing klappt gut mit:
- Porree
- Chinakohl
- Pak Choi
- Frühlingszwiebel
- Möhren
- Salat
- Stangen-Sellerie
- Rettich
- Fenchel
- Wurzelpetersilie
- Rote Bete
- Mangold
Für Gartenstarter eignen sich am besten Lauchgemüse und Salat. Das klappt eigentlich immer und der Erfolg motiviert.
Bei diesem Gemüse klappt Regrowing nicht so gut
Aber nicht jedes Gemüse eignet sich: Bei Blumenkohl, Brokkoli und Romanesco handelt es sich um Blütenanlagen. Diese wollen blühen, statt nachzuwachsen. Auch bei Weißkohl, Rotkohl und Kohlsprossen klappt das Nachziehen nicht.
Regrowing von Erdbeeren, Paprika und Tomaten? Auch das sieht man immer mal wieder im Netz. Bloggerin Wurzelwerk hat einige dieser Ideen getestet. Für das Nachziehen von Erdbeeren, Paprika und Tomaten gibt es andere Wege, die deutlich besser funktionieren. So vermehrst du Erdbeeren lieber über Stecklinge als über die Samen.
Im Quick-Tipp-Video zeigen wir kurz und knackig, wie Sie am Beispiel von Rosmarin und Salbei ganz einfach neue Pflanzen heranziehen können. Mit dieser Technik klappt es ganz bestimmt.
Tipps und Tricks zum Regrowing
Ein paar Tipps zum Nachziehen von Gemüse:
- Vom Gemüse sollten etwa 2-3 cm mit einem Wurzelansatz vorhanden sein. Bei einem Salat sollte das Salatherz auch noch intakt sein. Bei vielen Salatköpfen aus dem Supermarkt ist der Strunk oft sehr kurz geschnitten. Produkte aus dem Bio-Markt oder vom Wochenmarkt eignen sich dafür besser, wenn man nicht direkt aus seinem Nutzgarten selber erntet..
- Ein Glas oder Schale mit Wasser füllen und Gemüserest hineinstellen. Man kann auch alte Marmeladengläser oder Dosen ausspülen und wiederverwenden.
- Das Wasser sollte alle zwei Tage ausgewechselt werden. Das Wasser riecht sonst unangenehm und es erhöht das Fäulnis-Risiko an Schnittstellen
- Das Glas sollte an einem hellen Standort stehen. Direktes Sonnenlicht aber vermeiden.
- Nach etwa 1 Woche kann das Gemüse auch in Erde gesetzt werden. Bei Wurzelgemüse sollte der Blattansatz frei bleiben und weiterhin Licht bekommen. Nach einiger Zeit treibt das Gemüse wieder aus.
- Temperaturen um 20° C sind ideal zum Nachziehen.
Die Gemüsereste sollten gesund sein und keine kranken Stellen aufweisen. Ein intakter Blattansatz ist wichtig, da sonst keine neuen Blätter nachwachsen.
Regrowing für Experiementierfreunde
Okay, die Basics sind gemeistert und es wurde schon erfolgreich Salat, Lauch und Fenchel nachgezogen? Vielleicht sind folgende Regrow-Projekte die gesuchte Herausforderung? Aber vorsicht, hier muss man wirklich Geduld mitbringen: Nicht immer klappt das Experiement.
- Ananas: Man benötigt den Blätteransatz und die oberen Teile einer reifen Ananasfrucht. Den Ananasrest in ein Glas mit Wasser für eine Woche setzen, danach kann man sie einpflanzen. Die Ananas braucht viel Licht und Wärme – ein Wintergarten ist optimal. Nach 3 bis 4 Jahren wächst manchmal eine Ananas. Falls es nicht klappt: Eine schöne Zimmerpflanze kommt auf jeden Fall dabei heraus.
- Avocado: Den Kern einer Avocado für einige Wochen im Wasserbad Wurzeln bilden lassen und dann einpflanzen. Manchmal kommt es aber auch vor, dass sich gar keine Wurzeln bilden. In ein paar Jahren hat man einen kleinen Avocado-Baum herangezogen.
Radieschenblätter schmecken durch ihre Senföle besonders aromatisch, sie sind als Kresse-Alternative auf dem Butterbrot ebenso fein wie im Pesto. Schon wenig Fenchelgrün gibt Salaten einen aparten Anisgeschmack, und Karottengrün mag als Salatwürze nicht jedermanns Geschmack sein, es bereichert aber grüne Smoothies. Und Pesto mit dem jungen Gemüsegrün geht fast immer.
Elisabeth Melzer, kraut&rüben
Pilze in der Wohnung nachziehen
Ohja, bei Pilzen klappt das Nachziehen auch ziemlich gut! Man kann beim Kochen die Pilzkappen nutzen und die Stiele setzt wieder in die Erde setzen. Eine kleine Spitze des Stiels sollte rausgucken, der Rest muss von Erde bedeckt sein. Es dauert nur wenige Tage, bis man die Regrow-Pilze ernten kann. Die Pilze brauchen Licht und Temperaturen zwischen 12 und 25 Grad und eine hohe Luftfeuchtigkeit – meist passt hier das Badezimmer oder die Küche gut. Champignons sind genügsamer: Sie brauchen kaum Licht.
Fazit: Lohnt sich Regrowing eigentlich?
Ich muss zugeben, dass die Ernte beim Regrowing nicht sonderlich üppig ist. Aber ich habe unglaublich viel Spaß dabei, den Wachstum zu beobachten. Ich habe einmal morgens Lauchzwiebeln in ein Wasserglas gestellt und konnte bereits am Abend sehen, dass hier bereits etwas passiert ist. Das begeisterte mich ungemein und so erfreue ich mich immer wieder daran aus Resten etwas „Neues“ wachsen zu lassen. Klar, es kommt kein neuer Salatkopf dabei heraus und die kleinen Blätter sind oft nur eine Hand voll -aber die kleinen Blätter sind zart und äußerst aromatisch.
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