Saatgut ist für viele Gärtner ein gut gehüteter Schatz. Vor allem seltenes oder ungewöhnliches Saatgut wird meistens selbst gewonnen und auch weitergegeben. Es gibt viele Möglichkeiten an dieses heranzukommen:
- Saatgut-Tauschbörsen auf Facebook
- Privatverkäufer
- Saatgut-Bibliotheken in vielen Orten
- Saatgut-Veranstaltungen
- Vereine zu Vielfaltserhaltung
- Kleinere Saatguhändler
Die wichtigsten Saatgut-Bezeichnungen
Möchte man Saatgut kaufen und tauschen, dann gibt es einige Begriffe, die man kennen sollte:
Verhütetes / unverhütetes Saatgut: Vor allem bei kleineren Saatguthändlern, Tauschbörsen und privaten Verkäufern liest man diese Begriffe. Damit ist gemeint, dass das Saatgut von geschützten Blüten, die mit einem Netz abgedeckt wird, gewonnen worden. So wird eine versehentliche Kreuzung ausgeschlossen.
F1-Hybride: Mit der Bezeichnung F1 sind Hybrid-Sorten gemeint. Sie sind nicht samenfest. Mit Gentechnik haben sie allerdings nichts zu tun. Sie entstehen durch Züchtung und Auslese. Die Züchter erzeugen zunächst Sorten-Inzuchtlinien, indem sie die Narben der Blüten mit dem eigenen Pollen bestäuben. Über viele Pflanzengenerationen hinweg entstehen so extrem homogene Pflanzen, die in Aussehen und Eigenschaften sehr einheitlich sind.
Im letzten Schritt werden zwei möglichst unterschiedliche Inzuchtlinien gekreuzt. Die Samen, die diese Pflanzen ansetzen, werden als Hybrid-Saatgut verkauft, oft mit der Bezeichnung F1 hinter dem Sortennamen (für 1. Filialgeneration nach der Kreuzung). Die Pflanzen, die sich aus F1-Samen entwickeln, verbinden die Eigenschaften der Elternlinien, wachsen üppiger, größer und sehr einheitlich. Ihr Samen kann aber nicht wieder ausgesät werden, denn er ist entweder unfruchtbar oder bringt Pflanzen hervor, die unterschiedlich aussehen, weil Eigenschaften der unterschiedlichen Elternlinien durchschlagen.
Das Saatgut muss also jedes Jahr neu gekauft werden. Dadurch werden Hochleistungssorten gezüchtet, die robuster sind oder größere Ernten hervorbringen.
Samenfest: Aus samenfestem Saatgut kann man auch wieder Samen gewinnen und immer wieder aussäen. Die Kern-Sorteneigenschaften bleiben dabei erhalten, obwohl fremde Pollenspender im Spiel sein können. Evolutionäre Anpassungen an Standort und Klima, also kleine Änderungen, sind bei diesen Sorten sogar erwünscht.
Im Video erklären wir Schritt für Schritt, wie Sie Ihre Tomatensamen ernten, trocknen und so aufbewahren, dass Sie sie gut im neuen Jahr aussäen können.
Heirloom-Sorte: Eine Heirloom-Sorte oder auch Erbstück-Sorte sind alte Sorten, die von Familien- oder Züchtern über Jahrzehnte hinweg immer wieder angebaut, selbst vermehrt und oft auch nach bestimmter Eigenschaft selektiert wurden. Es handelt sich dabei um samenfeste Sorten. Dadurch passen sich die Sorten mit den Jahren an ihre Umgebung an. Sogar ihre Resistenzen und teilweise auch Geschmack, Größe oder Form verändern sich.
Der kraut&rüben Tipp:
Der Begriff Heirloom wird bei Privat-Verkäufern immer öfter mit samenfest verwechselt. Möchte man echte Erbstücksorten haben, sollte bei Unsicherheit einfach mal beim Verkäufer nachfragen, wo die Sorte ihren Ursprung hat.

Open-Source-Sorte: Eine Eintragung einer neuen Sorte beim Bundessortenamt und der Schutz dieser Sorte kostet Unmengen an Geld und mehrere Jahre Geduld. Kleinere oder sogar private Pflanzenzüchter können dies oft nicht finanzieren.
Alternativ haben sie die Möglichkeit, ihre Sorte als Open-Source-Sorte einzutragen. Somit kann der Züchter verhindern, dass jemand anderes sich die Rechte oder Lizenzen an dieser Sorte sichert. Stattdessen darf mit einer Open-Source-Sorte Zucht, Verkauf und eigene Vermehrung betrieben werden.
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