Schreiben Sie mal wieder! Am besten fließen die Worte mit Feder und Tinte aufs Papier. Doch nicht immer gab es die flüssige Farbe zu kaufen. Deshalb stellten die Menschen einst Tinte zum Beispiel aus Schopftintlingen her, einem Pilz, der auch im Garten wächst. Probieren Sie’s aus!
Wann gibt es Schopftintlinge?
Ab April bis weit in den Oktober schieben sich die schlanken Hüte des Schopftintlings (Coprinus comatus) aus dem Boden. Am Wegesrand und auf nährstoffreichen, gedüngten Wiesen- und Rasenflächen fühlt der Pilz sich am wohlsten, egal ob auf dem Land oder mitten in der Stadt. Der Lamellenpilz ist mit dem Champignon eng verwandt, ploppt typischerweise zu mehreren aus dem Boden. Anfangs noch reinweiß, verfärben sich die Fruchtkörper rosa, um sich dann zu glockenförmigen Schirmen zu öffnen. Diese rollen sich am Rand auf, verbräunen rasch und sacken zu schwarzem Saft verlaufend in sich zusammen.
Tinte aus Pilzen gewinnen
Der Tintensaft ergibt beste Schreibtinte. Wenn Sie nicht die matschigen Pilze sammeln möchten, lassen Sie den Zersetzungsprozess erst bei sich zuhause ablaufen. So geht’s:
- Stellen Sie einen oder mehrere Schopftintlinge in ein Glas oder legen sie in eine Schale.
- Es dauert nicht lange, bis sie von selbst zu tiefschwarzer Flüssigkeit zerfließen.
- Um die Rückstände abzufiltern, gießen Sie den Saft durch ein Sieb — und können ihn gleich als Tinte verwenden.
- Dickflüssiger wird die Tinte, wenn Sie sie andicken. Dazu eignet sich Gummi-Arabicum-Pulver, das Sie erst mit etwas Wasser anrühren (ca. ein Teelöffel Pulver auf ein Schnapsglas Wasser) und das angedickte Wasser tropfenweise bis zur gewünschten Konsistenz unter den Pilzsaft rühren.
- Ein paar Tropfen Nelken- oder Lavendelöl sorgen für feinen Duft und machen das Naturprodukt haltbarer.
Kann man Schopftintlinge essen?
Aufgrund seiner raschen Verderblichkeit ist der Schopftintling auf keinem Markt zu finden. Doch ist er ein vorzüglicher Speisepilz. Den Spargelpilz oder Porzellantintling, wie er ebenfalls heißt, muss man nur in jungem Zustand ernten. Sobald er sich deutlich rosa zu verfärben beginnt, ist er für den Verzehr wertlos. Die Stiele dreht man sofort von den Hüten vorsichtig ab und transportiert sie getrennt in die Küche. Der Länge nach halbiert oder geviertelt, die Stiele zerkleinert, brät man die Pilze mit Butter in der Pfanne.
Würzen Sie sie nicht, dann entwickelt sich der feine Geschmack nach Spargel, auch eine nussige Note schwingt mit. Im Dörrapparat getrocknet verleiht der Würzpilz Suppen und Soßen den besonderen Kick.
Kann man Schopftintlinge verwechseln?
Schauen Sie bei der „Ernte“ genau hin. Denn ein giftiger Pilz, mit dem der Schopftintling leicht verwechselt werden kann, ist der verwandte Graue Faltentintling (Coprinopsis atramentaria), der die gleichen Standorte bevorzugt. Wenn Sie sich beim Pilze Sammeln unsicher sind, lassen Sie die Tintlinge aber besser stehen.
Der kraut&rüben Tipp:
Ob Schopftintlinge im eigenen Garten wachsen, muss man nicht dem Zufall oder dem Erfolg beim Pilze Sammeln überlassen. Es gibt sie als Pilzbrut zu kaufen, die in den meisten Fällen zum Erfolg führt. Dafür wurden Getreidekörner oder Substrat mit dem Pilzmyzel geimpft. Von Frühjahr bis Herbst kann man sie in Strohballen oder auf Kompost ausbringen. Bereits nach 12 Wochen erscheinen die ersten Fruchtkörper: unübersehbar, lecker und bedenkenlos ohne Verwechslungsgefahr zu ernten.

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