Tigerschnegel gegen Schnecken: Helfen sie wirklich?

Das ausgefallene Erscheinungsbild von Tigerschnegeln ist beeindruckend. Obendrein hält sich das Gerücht, dass sie den klassischen Schnecken im Garten zu Leibe rücken. Stimmt das wirklich?

Von Franziska Wangelin

Bildunterschrift — Tigerschnegel als natürliche Abwehr gegen die Schnecken-Plage im Gemüsebeet. Schön wär's!

Mit Mühe wird das junge Gemüse vorgezogen, gepflegt und sorgsam nach draußen gepflanzt. Stunden und Tage vergehen, die Pflanzen werden größer und plötzlich kommen die schleimigen Beet-Besucher aus allen Ecken und Ritzen hervor, um über Salat, Bohnen und Erdbeeren herzufallen. Schneckengeplagte Gartenfreunde können ein Lied davon singen.

Fressen Tigerschnegel Schnecken?

Das Internet ist übersät mit Ratschlägen, wie sich die Schneckenpopulation im Garten eindämmen lässt. Immer häufiger liest man dabei von Tigerschnegeln (Limax maximus), die nicht nur wegen ihres Aussehens, sondern auch wegen ihres Fressverhaltens als Raubkatzen unter den Nacktschnecken betitelt werden. Sie sollen Schnecken verputzen.

Die Behauptung hält sich standhaft, leider lösen Tigerschnegel aber kein Schneckenproblem. Ihr Speiseplan sieht nämlich etwas anderes als Schnecken vor. Vom Gemüse lassen sie glücklicherweise ihre Fühler fern. Die mit Flecken und Streifen versehenen Nacktschnecken fressen überwiegend

Pilze
Algenbeläge
Aas und
abgestorbene Pflanzen(-teile).

Tigerschnegel können dabei beobachtet werden, wie sie junge Nacktschnecken und Ei-Gelege fressen, aber nie in einer so großen Menge, als dass sie eine Schnecken-Plage verhindern könnten, zumal sie in der Regel mit einer kleinen Populationsdichte im Garten vertreten sind. Eine effektive Verringerung anderer Schneckenpopulationen, über die Sie sich im Garten ärgern, sollten Sie daher lieber nicht erwarten.

Den Tigerschnegel erkennen

Nur weil er nicht die allheilbringende Lösung gegen Schnecken im Gemüsebeet darstellt, sollten Sie den Tigerschnegel trotzdem als Nützling begrüßen. Sie erkennen den Tigerschnegel anhand folgender Merkmale:

große Nacktschnecke, die bis zu 25 cm lang werden kann
Musterung: Leopardenmuster im Bereich des Kopfes, das auf dem bräunlichen Körper nach hinten in ein Tiger-Muster übergeht

Giftig sind Tigerschnegel nicht. Auf nicht notwendige Berührungen sollten Sie aber besser trotzdem verzichten, um die Schnegel nicht unter Stress zu setzen. Am wohlsten fühlen sich die wärmeliebenden Tiere in naturnahen Gärten. Am Tage verstecken sie sich unter Steinen und modrigen Brettern.

Musterung des Tigerschnegels: vorne wie ein Leopard, hinten wie ein Tiger.

Akrobatische Paarung und Vermehrung von Tigerschnegeln

Beim Schlüpfen sind die winzigen Tigerschnegel noch einheitlich hell und glasig, das Muster erscheint erst später. Geschlechtsreif werden sie nach etwa eineinhalb Jahren – dann beginnt ihr akrobatischer Fortpflanzungsakt. Tigerschnegel sind Zwitter. Das bedeutet, dass jedes Tier sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsmerkmale besitzt.

Begegnen sich zwei paarungswillige Schnegel, kriechen sie zunächst hintereinander her. Diese Prozedere dauert häufig so lange an, bis sie eine höhere Position, zum Beispiel auf einem Ast, erreicht haben. Dort angekommen beginnt das Pärchen mit einer „Umarmung“.

Die Tigerschnegel umschlingen sich und lassen sich anschließend an einem Schleimfaden herabgleiten, während sie sich, in der Luft pendelnd, gegenseitig befruchten. Im darauffolgenden Früh- und Spätsommer legen die gemusterten Nacktschnecken beide zwischen 100 und 300 durchsichtige Eier ab.