Seit Jahrtausenden düngt der Mensch seine Felder und Gärten mit Fäkalien und Urin. Gülle von Tieren ist einer der wichtigsten organischen Dünger in der Landwirtschaft. Aber wie sieht es mit menschlichem Urin aus? Sollte Harn nicht ein guter natürlicher Dünger für den Garten sein?
In der Tat kann menschlicher Urin ein wertvoller, organischer Flüssigdünger sein, denn Harnstoff besteht zu 50 Prozent aus Stickstoff. Auch jede Menge Kalium, Magnesium und Phosphor stecken in dem sogenannten Goldwasser.
Urin so gut wie konventioneller Dünger
Urin als Dünger erlebt gerade eine Art Renaissance. Einige Unternehmen spezialisieren sich derzeit darauf aus menschlichem Harn und Fäkalien Dünger herzustellen, denn sie sind eine unbegrenzte Ressource und müssen nicht wie zum Beispiel Phosphordünger aufwendig gewonnen werden. Insbesondere in Entwicklungsländern kann er eine kostengünstige Ressource sein.
Finnische Wissenschaftler der Universität Kuopio haben in einem Versuch mit Tomaten festgestellt, dass Urin sehr effektiv düngt. Die mit Urin gedüngten Tomatenpflanzen hatten einen vier Mal höheren Ertrag als ungedüngte Pflanzen. Ebenso haben Forscher des Leibniz-Instituts für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) in einem Versuch nachgewiesen, dass Dünger aus menschlichem Urin genauso effektiv wie konventionelle Düngemittel sind. Kompost aus menschlichem Stuhl schnitt im Versuch schlechter ab.
Urin: Vorsicht beim Düngen
Bevor man jedoch Urin großzügig als Dünger im Garten verteilt, sollte man einiges beachten. Der Einsatz ist nur unter gewissen Bedingungen empfehlenswert, denn der Dünger ist nur so gut, wie sein Ausgangsmaterial. Urin von Rauchern oder Menschen, die Medikamente einnehmen, insbesondere Antibiotika und Hormone wie die Antibabypille, sollte nicht im Garten landen. Einfach in den Garten zu pinkeln ist keine gute Idee, denn unverdünnter Urin ist zu aggressiv und kann Blätter und Wurzeln der Pflanzen schädigen.
Welche Pflanzen mit Urin düngen?
Man kann Urin als eine Art stickstoffbetontes Flüssigdüngerkonzentrat betrachten. Je nach Nährstoffbedarf der Pflanzen sollte das Konzentrat in einer bestimmten Verdünnung ausgebracht werden. Für die Düngung von Starkzehrern wie Tomaten oder Paprika kann man den Urin im Verhältnis 1:10 mit Wasser verdünnen. Bei Mittel- und vor allem Schwachzehrer empfiehlt sich ein Mischungsverhältnis von 1:20.
Aufgrund des hohen Stickstoffgehalts sollte man Pflanzen, die Nitrat einlagern, wie zum Beispiel Spinat nicht mit Urin düngen. Zudem enthält Urin gewisse Mengen an Natriumchlorid, sprich Salz, das mögen einige Pflanzen nicht wie z.B. Erdbeeren, Kirschlorbeer oder Rhododendron.
Urin im Kompost entsorgen?
Urin darf auch auf den Kompost – allerdings ebenfalls nur in verdünnter Form, um das Bodenleben nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Eine regelmäßige Uringabe reichert den Kompost mit Nährstoffen an und lässt ihn durch die Harnsäure schneller verrotten. Um Gerüche zu vermeiden, können Sie eine Handvoll Gesteinsmehl, Stroh oder Hobelspäne hinzugeben.
Urin als Dünger lagern
Frischer Urin ist meist geruchlos, insbesondere in einer Verdünnung mit Wasser. Zur längeren Lagerung eignet sich Urin jedoch nicht, denn Bakterien setzen den Harnstoff schnell in Ammoniak um, was zum bekannten unangenehmen Urin-Geruch führt.
Wer dennoch Harn einige Zeit im verschlossenen Behälter lagern möchte, kann durch einen Schuss EM-Lösung (effektive Mikroorganismen) die Geruchsentwicklung verringern.
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